Mittwoch, 9. Januar 2013

Milo – Things That Happen At Day / Things That Happen At Night

(Hellfyre Club, 2013)


Kaum hat das neue Jahr begonnen, nutzen diverse Künstler die Ruhe des Neujahrestages um ihre neuen Werke zu veröffentlichen. So auch Milo, der amerikanische Nerd-Rapper, der mit Beginn des neuen Jahres zwei EP's veröffentlicht hat: Things that happen at day am Morgen und Things that happen at night am Abend des 1.1.2013.
Seit 2011 nahm Milos Bekanntheit stetig zu, was sicherlich nicht zu einem kleinen Teil der Verdienst von Anthony Fantano alias The Needle Drop ist. Damals stellte sich Milo mit dem Mixtape „I wish my brother Rob was here“ vor. Letztes Jahr veröffentlichte er das Album „Milo takes Baths“, das – der Name lässt es zurecht vermuten – komplett auf Beats des amerikanischen Produzenten Baths basiert.
Die Beats auf den beiden EP's sind von den beiden Produzenten Riley Lake (day) und Analog(ue) Tape Dispenser (night). Und diese klingen – typisch für Milo – sehr sphärisch, im Verhältnis zu seinen vorherigen Veröffentlichungen weisen aber einige Tracks schon eine recht prägnante Rhythmik auf (dies wirkt wohl so, weil die Rhythmen gleichmäßiger sind als beispielsweise bei Baths).
Das Kernstück der beiden EP's sind natürlich die Texte. Diese strotzen vor Nerd-Referenzen (Diablo 2, Pokemon, Sailor Moon, etc....), aber auch intellektuellen Verweisen (Philosophie, Politik, Naturwissenschaften, etc....). Diese sind größtenteils unterhaltsam und äußerst klug gewählt. Manchmal jedoch schießt der bemühte MC etwas über das Ziel hinaus, beispielsweise, wenn er in kurzer Abfolge zu Protokoll gibt:

I wish I'd met you on Legends of the Hidden Temple,
I wish Hegel wasn't so incomprehensible,
I wish I was more like the Ubermensch,
I wish my fears didn't have such a putrid stench.“

- Folk-Metaphysics

Diese Train-of-Thought-artige Vortragsweise ist zwar auf der einen Seite typisch für Milo, auf der anderen Seite waren die Verweise gefühlt noch nie aus soweit auseinander liegenden Feldern gewählt.
Genau so geht es allein schon mit dem Titel des Songs Post Hoc Ergo Propter Hoc (For Schoppenhauer) (ein philosophisches Konzept zur Beschreibung von temporal bedingten Kausalverbindungen: „Nach diesem, also deswegen“).



Doch in jedem der Songs lässt sich auch die sehr sympathische und selbst-reflexive Darstellung des Künstlers finden, wie hier zum Beispiel:

I named myself after a fictional charakter,
Says a lot about my mental health in various barriers,
That I've constructed like a manically depressed Bob the Builder,
Attempting to reject my desires and ask: „What the fuck do we have will for?“ “

- Post Hoc Ergo Propter Hoc (For Schoppenhauer)

Es sind diese Passagen, die diesen Nerd mit dem Afro so sympathisch machen. Er erzählt nicht nur von seiner Psyche, sondern auch von seinen Hobbys und Freunden (am deutlichsten zu sehen bei den Referenzen zu seinem Freund Rob, der (vermutlich 2011) ertrunken ist; aber auch in dem versteckten Stück am Ende der Night-EP, nennen wir es mal "Pizza Party").
Und trotz all der unverständlichen Referenzen möchte man wissen, was er zu erzählen hat. Man wird durch die Musik sogar dazu angeregt, sich genauer damit zu beschäftigen. Der ideale Lernbegleiter für jeden motivationsgeschwächten Studenten also.
Man kann eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass im Kopf dieses Menschen ziemlich schnelle, und ziemlich bunte Züge herumrasen. Doch das hält ihn zum Glück nicht davon ab, seine Gedanken in textliche Form und dann auf ein Tonband zu pressen. Und wenn er so weiter macht, wie bisher darf man vielleicht im Laufe des Jahres noch mit einem weiteren Release rechnen. Wenn man bis dahin diese beiden EP's verstanden hat... (Sören Reimer)

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