(Hellfyre
Club, 2013)
Kaum hat
das neue Jahr begonnen, nutzen diverse Künstler die Ruhe des Neujahrestages um
ihre neuen Werke zu veröffentlichen. So auch Milo, der
amerikanische Nerd-Rapper, der mit Beginn des neuen Jahres zwei EP's
veröffentlicht hat: Things that happen at day am Morgen und
Things that happen at night am Abend des 1.1.2013.
Seit
2011 nahm Milos Bekanntheit stetig zu, was sicherlich nicht zu einem
kleinen Teil der Verdienst von Anthony Fantano alias The Needle Drop ist. Damals stellte sich Milo
mit dem Mixtape „I wish my brother Rob was here“ vor. Letztes
Jahr veröffentlichte er das Album „Milo takes Baths“, das –
der Name lässt es zurecht vermuten – komplett auf Beats des
amerikanischen Produzenten Baths basiert.
Die
Beats auf den beiden EP's sind von den beiden Produzenten Riley Lake
(day) und Analog(ue) Tape Dispenser (night). Und diese klingen –
typisch für Milo – sehr sphärisch, im Verhältnis zu seinen
vorherigen Veröffentlichungen weisen aber einige Tracks schon eine
recht prägnante Rhythmik auf (dies wirkt wohl so, weil die Rhythmen gleichmäßiger
sind als beispielsweise bei Baths).
Das
Kernstück der beiden EP's sind natürlich die Texte. Diese strotzen
vor Nerd-Referenzen (Diablo 2, Pokemon, Sailor Moon, etc....), aber
auch intellektuellen Verweisen (Philosophie, Politik,
Naturwissenschaften, etc....). Diese sind größtenteils unterhaltsam
und äußerst klug gewählt. Manchmal jedoch schießt der bemühte MC
etwas über das Ziel hinaus, beispielsweise, wenn er in kurzer
Abfolge zu Protokoll gibt:
„I
wish I'd met you on Legends of the Hidden Temple,
I wish Hegel wasn't so incomprehensible,
I wish I was more like the Ubermensch,
I wish Hegel wasn't so incomprehensible,
I wish I was more like the Ubermensch,
I wish
my fears didn't have such a putrid stench.“
-
Folk-Metaphysics
Diese
Train-of-Thought-artige Vortragsweise ist zwar auf der einen Seite
typisch für Milo, auf der anderen Seite waren die Verweise gefühlt
noch nie aus soweit auseinander liegenden Feldern gewählt.
Genau so
geht es allein schon mit dem Titel des Songs Post Hoc Ergo Propter
Hoc (For Schoppenhauer) (ein
philosophisches Konzept zur Beschreibung von temporal bedingten
Kausalverbindungen: „Nach diesem, also deswegen“).
Doch
in jedem der Songs lässt sich auch die sehr sympathische und
selbst-reflexive Darstellung des Künstlers finden, wie hier zum
Beispiel:
„I
named myself after a fictional charakter,
Says
a lot about my mental health in various barriers,
That
I've constructed like a manically depressed Bob the Builder,
Attempting
to reject my desires and ask: „What the fuck do we have will for?“
“
- Post Hoc Ergo Propter Hoc (For Schoppenhauer)
Es
sind diese Passagen, die diesen Nerd mit dem Afro so sympathisch
machen. Er erzählt nicht nur von seiner Psyche, sondern auch von seinen Hobbys und Freunden (am deutlichsten zu sehen bei den Referenzen zu seinem Freund Rob, der (vermutlich 2011) ertrunken ist; aber auch in dem versteckten Stück am Ende der Night-EP, nennen wir es mal "Pizza Party").
Und trotz all der unverständlichen Referenzen möchte man wissen, was er zu erzählen hat. Man wird durch die Musik sogar dazu angeregt, sich genauer damit zu beschäftigen. Der ideale Lernbegleiter für jeden motivationsgeschwächten Studenten also.
Und trotz all der unverständlichen Referenzen möchte man wissen, was er zu erzählen hat. Man wird durch die Musik sogar dazu angeregt, sich genauer damit zu beschäftigen. Der ideale Lernbegleiter für jeden motivationsgeschwächten Studenten also.
Man
kann eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass im Kopf dieses
Menschen ziemlich schnelle, und ziemlich bunte Züge herumrasen. Doch
das hält ihn zum Glück nicht davon ab, seine Gedanken in textliche
Form und dann auf ein Tonband zu pressen. Und wenn er so weiter
macht, wie bisher darf man vielleicht im Laufe des Jahres noch mit
einem weiteren Release rechnen. Wenn man bis dahin diese beiden EP's
verstanden hat... (Sören Reimer)
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