Samstag, 22. Dezember 2012

Exploding Whales – Exploding Whales

(Different Trains, 2012)


Letzte Woche noch habe ich mich darüber gefreut, dass Wolfgang Müller sein neues Album auf seinem eigenen Label veröffentlicht. Doch wenn man ehrlich ist, ist das gar nichts Ungewöhnliches mehr. Portale wie Bandcamp und Facebook machen es kleinen Künstlern und Labels heute viel leichter sich auch mit kleinen Mitteln (den Netzeffekten sei Dank) zu vermarkten.
Auch die Paderborner Band Exploding Whales hat kurzerhand beschlossen, ihr selbstbetiteltes Debüt-Album über ein eigens (zusammen mit dem Elektro-Künstler Adda Schade und den Songwriter David Krützkamp) gegründetes Label zu veröffentlichen.
Dieses Album zeigt eine Band, die sich in dem weiten Feld zwischen Blues, Jazz, Latin, Shanty und Chanson austobt und diese Einflüsse großzügig miteinander vermischt. Und diese Beschreibung ist durchaus bildlich zu nehmen: Die Band klingt so, als wäre sie ständig in Bewegung. Tanzend, schunkelnd, schwankend oder euphorisch springend; immer einen melancholischen Blick auf die Welt und einen Whiskey in der Hand: So fühlt sich die Musik der „Wale“ an.
Der erste Titel auf dem Album heißt Tomcat und beginnt mit der flink gezupften Gitarre und der Stimme von Sänger Matthias:

„When you said that you'd come with me,
Did you mean that you would really come along?
Or just think of me from home until I'm gone?“

Irgendwie lässt sich das sicherlich als Einladung auslegen, den Exploding Whales durch ihre Musik zu folgen und sich von all der Bewegung und Emotion mitreißen zu lassen. Nicht, dass das wirklich zur Debatte stünde: Spätestens wenn die Band zum Ende des Songs richtig loslegt und im Chor ruft: „Abandon, oh abandon all remorse!“, kann man sich nicht mehr halten.
Der nächste Song Scumbag Love hat einmal tief die Kiste mit dem Seemannsgarn gegriffen, bevor er sich auf einer texanischen Ranch zur Ruhe ließ, wo er bis heute seine traurige aber energiegeladene Geschichte erzählt.
Wenn wir nun zwei Stücke überspringen, kommen wir zu der „poppigen Hitsingle“, wie das Stück Italy von Sänger Matthias gerne genannt wird. Die einprägsame Melodie und die die Chanson-artigen Klänge wurden auch schon genutzt, um den Kurzfilm Locomotion zu untermalen.
Direkt im Anschluss kommt dann wohl der stärkste Song des ganzen Albums. Out of Water bedient sich ganz frech an der Melodie von Paul Desmonds Saxophon-Melodie in dem Jazz-Klassiker Take Five, bricht diese dann allerdings auf und verwandelt sich zur tanzbarsten und Ohrwurmgefährlichsten Nummer, die es in dem Genre gibt.
Insgesamt ist das Album äußerst abwechslungsreich und hörenswert. Die einzelnen Songs spielen geschickt mit den verschiedensten Klischees ohne sich jemals darin zu verlieren. Die Stimme von Matthias und die herausragenden instrumentalen Fertigkeiten der Band sorgen für absoluten Hör-Genuss und bisweilen auch für plötzliche Anfälle von akuter Tanzwut.
Abschließend bleibt nur noch der Band und dem jungen Label viel Erfolg zu wünschen, damit es bald mehr von dieser Musik zu hören gibt. (Sören Reimer)

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